Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir diese Realität anerkennen. Der Kunst verbraucht bis subkulturell. Er repräsentiert die Jagd nach Lebenssinn, Zugehörigkeit und Lustgewinn für eine bestimmte Gruppe, primär für diejenigen mit höherer Bildung. Nichts deutet daraufhin, dass diese eine ethisch höherwertigere Subkultur ist als andere und kunstfernere Subkulturen. Nachdem jede einzelne Subkultur ihre eigene Ästhetik hat, wird es auch keine allgemeine Zustimmung dazugeben, dass die Kunstästhetiken wichtiger als andere ästhetische Universum, es sei denn, dies wird als reines Machtverhältnis gedeutet.
Das Entstehen des Kulturkonsums hat in vieler Hinsicht die Kunst als ein identitätsbedingtes Gruppenphänomen „entlarvt“. Als solches funktioniert sie nach außen als unterscheidend (ich unterscheide mich von anderen) und nach ihnen identitätsbildend (ich bin ein Teil einer Meinungs- und Interessensgemeinschaft, wo ich mich mit Gleichgesinnten treffen kann). Und wenn wir die bis zu 50% der Bevölkerung anschauen, die sich freiwillig Kunst in höherem oder niedrigerem Grade aussetzt, so fallen diese auch als Einheit auseinander. Sie repräsentieren viele Identitäten und vieles zu kulturelle Nischen.
Der Kulturkonsum hat in unserem Zusammenhang auf drei Ebenen Konsequenzen. Zunächst greift eine solche Auffassung vom Publikum die traditionelle Legitimität der Kunst an. Bei dem populistischen Wind, der momentan geht, muss man neue Begründungen für die kulturpolitischen Privilegien finden, von denen die traditionellen Kunst Arten profitieren. Zum anderen haben die Qualitätsurteile des Publikums (also der Konsumenten) eine fundamentalere Bedeutung dafür, was als gut und schlecht gilt, weil die Konsumenten zu den Veranstaltungen nicht mehr aus Treue und Gewohnheit kommen. Die Macht der Verbraucher hat zugenommen. Und zum dritten leistet bis zu kulturelle Charakter des Kulturverbrauchs seinen eigenen Beitrag dazu, dass die Qualitätskategorien durcheinander kommen. Es wird immer offensichtlicher, dass Qualität für den einen etwas anderes ist als für den andern.
….. Die Pluralisierung der Kunst, des Kunstverständnisses und des Geschmacks setzt einen pluralistischen Qualitätsbegriff voraus. Und ein pluralistischer Qualitätsbegriff ist ein Widerspruch in sich. Qualität ist ein relationales Phänomen. Etwas ist immer gut oder schlecht im Verhältnis zu etwas anderem. Qualitätsunterscheidungen handeln ja schließlich von Klassifikationen vergleichbarer Größen. Und dazu braucht es eine einigermaßen einheitliche Norm, von der aus sortiert werden kann.